Sonntag, 9. August 2015

Der Neuankömmling

Gestern kam unser neu eingestellter Techniker Rolland in Fotadrevo an. Nach 17-stündiger Fahrt mit dem Buschtaxi (Taxi Brousse) aus Tulear. Zusammen mit einem Mitarbeiter des Krankenhauses holte ich ihn von der "Haltestelle" des Taxi Brousse ab. Dort mussten wir noch ein wenig warten, bis das Gepäck entladen wurde.



Im Gepäck hatte er auch Werkzeug und Material für das Krankenhaus aus Tana. Das musste erst mal bis ins Krankenhaus geschleppt werden. Aber zu dritt konnten wir das ganz gut verteilen, som war auch der schwere Schraubstock kein Problem.



Nachdem wir ihm sein neues Zimmer gezeigt hatten, wurde ihm von Hanitra, Dr. Elsons Frau, das Krankenhaus gezeigt. Am Nachmittag konnten wir dann schon eine Prioritätenliste für die nächsten Wochen aufstellen. Eine ordentliche Liste die wir abzuarbeiten haben.
Heute, an unserem freien Tag, haben wir einen kleinen Spaziergang aus dem Dorf gemacht. Das war auch das erste mal für mich, dass ich hinter dem Krankenhaus Richtung Norden gelaufen bin. Wir sind bis zu einer kleinen Landepiste für kleine Flugzeuge gewandert, ca. 1 km außerhalb Fotadrevos. Diese dient vor allem der Minengesellschaft, die in der Nähe Gold abbaut. Vermutlich um Leute, etwas komfortabler als der Weg über die Straße, einzufliegen.
Es wurde einem erst mal so richtig bewusst, wie trocken die gesamte Umgebung hier ist. Die Landschaft ändert sich über weite strecken nicht. Angepflanzt werden Maniok und Süßkartoffeln, am Straßenrand stehen Sisal-Pflanzen. Der Rest ist Steppe. Soweit das Auge reicht. Nach ein paar hundert Metern außerhalb Fotadrevos waren auch keine Siedlungen mehr zu sehen.



Und dabei muss man immer bedenken, dass gerade Winter ist. Uns wurde schon (heute zur Abwechslung mal ;) ) ordentlich warm bei unserer Wanderung.

Freitag, 7. August 2015

Hier in Madagaskar...

... wird der Hauptteil der Arbeit eindeutig am längeren Vormittag gemacht. In den zwei Stunden nach der zweistündigen Mittagspause von 13 bis 15 Uhr ist die Produktivität dann nicht mehr so groß. Wie immer beginnt der Tag mit der Morgenbesprechung. Hier werden die behandelten Patienten und deren Behandlung am vorherigen Tag besprochen. Die interessanten Sachen übersetzt Elson dann für mich. Danach gibt es eine kleine Englischstunde. Heute durfte ich 20 Minuten unterrichten. Das Konzept zahlt sich aus, denn die Mitarbeiter konnten sich heute schon gut auf Englisch vorstellen.



Danach gings dann an die Arbeit. Heute konnten wir den lange gereiften Plan den Wegweiser zu befestigen in die Tat umsetzen. Kurzerhand wurde das Autogenschweißgerät der benachbarten Firma herangeschafft und losgelegt. Der Plan wurde nochmal umgeworfen und ein neuer geschmiedet, wie der Wegweiser am Pfosten des Vordaches befestigt werden soll. Dann wurden aus den Reststücken des Schilderpfostens vier Querstreben gesägt.



Wenn das Schweißgerät schon mal da ist, kann man ja auch gleich die auf dem Transport beschädigten Betten reparieren. Gesagt, geschweißt. Unter den kritischen Augen der wartenden Patienten und deren Angehörigen konnten so die letzten beiden Betten für deren Verwendung im Krankenhaus vorbereitet werden.



Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es wurde auch direkt wohlwollend vorgeführt als eine Gruppe französischer Medizinstudenten, die beim Aufbau der benachbarten Sekundärschule helfen, das Krankenhaus besichtigte.



Am Nachmittag haben wir es tatsächlich auch noch geschafft die aus Tana gelieferten Flaggenmasten einzubetonieren. Betonmischer, the malagassy way: Haufen Kies auf dem Boden, Sand drauf, Zement drauf, Wasser drauf, mischen, fertig. Scheint zu halten. Um das ganze nicht zu früh zu belasten haben wir erst mal nur die Seile angebracht, die Flaggen kommen morgen früh, bei Sonnenaufgang mit Hymne zur Flaggenparade ;) Dann gibts auch davon ein Bild.

Heute gibt es den nächsten Teil der kleinen Runde durch das Krankenhaus. Auch wenn es sich heute eher um etwas vor dem Krankenhaus handelt: der Kaffeestand. Von Ingo und seinem Team liebevoll "Cafeteria" getauft haben wir hier jeden morgen unseren Kaffee getrunken. Dazu gab es Mukari, kleine krapfenartige Küchlein aus Reismehl. Wenn der Madagasse eben nicht dreimal am Tag Reis isst, fühlt er sich nicht wohl.



Seit heut darf ich übrigens anschreiben. In einem Heft wird festgehalten, wer wann da war um zu frühstücken. Kommunikativ ist das ganze noch sehr einseitig, auch wenn Nirina, mein Mitarbeiter immer fleißig für mich auch Französisch übersetzt.

Donnerstag, 6. August 2015

Getting along...

Hier dauert alles ein bisschen länger, oder wie man hier sagt: mora mora! Daran muss man sich wohl gewöhnen. Vor allem auch, wenn man bei nahezu jeder Arbeit anwesend sein muss um zu überprufen wie sie ausgeführt wird oder, dass sie überhaupt ausgeführt wird. Der heutige Tag Stand im Zeichen der Wegweiser und der Fahnenmasten. Gar nicht so einfach mit den simplen Mitteln hier aufzustellen. Zum Glück haben wir in der Nachbarschaft hilfsbereite Kleinfirmen, die uns beim Schweißen ausgeholfen haben. Auch die Löcher für die Flaggenmasten sind schon gegraben. Aber sowohl dafür zu diskutieren wie und wo die Wegweiser angebracht werden und wo und in welcher Richtung die Flaggenmasten aufgestellt werden, wurde jeweils eine halbe Stunde gebraucht. Und schon war Feierabend!
Aber immerhin haben wir heute ein Konzept entwickelt, wie wir die Moskitonetze an den Betten befestigen. Allerdings müssen die benötigten Winkelprofile aus Tulear beschafft werden. Die Versorgung mit Material ist ebenfalls eine Herausforderung hier. Im Dorf gibt es zwar Gemischtwarenläden, doch ist deren Angebot durchaus begrenzt. Selbst Gemüse muss teilweise in Tulear gekauft werden und wird dann mittels Buschtaxis hier hergebracht. Mangels eines vernünftigen Tisches dient der große Esstisch aus meinem kleinen Appartement seit heute in der Werkstatt als provisorische Werkbank. Dort habe ich heute über den Dampfsterilisator her gemacht, der neben seinem aufgebrauchten Wasserfilter auch irgendwo ein kleines Leck hat. Im Dezember kommt ein Zimmermann auf der Walz aus Deutschland. Er kümmert sich um alle Dinge aus Holz wie Fensterrahmen und Bänke im Wartebereich. Er wird dann auch eine richtige Werkbank für Rolland, den neuen Techniker, "zimmern".

In einer kleinen Serie stelle ich euch ab heute das Krankenhaus etwas genauer vor. Den Anfgang machen die Personaluterkünfte.
Es stehen 15 Wohneinheiten für Mitarbeiter und deren Familien zur Verfügung. Dabei handelt sich um einfache Einraumwohnungen.



Da es schwierig ist qualifiziertes Personal in Fotadrevo zu finden kommen viele der Angestellten aus Tulear. Einige sogar aus Tana. Um ihnen den Job in dieser abgelegenen Location schmackhafter zu machen, werden sie direkt auf dem bewachten Krankenhausgelände untergebracht. In den kleinen Räumen wohnen junge Familien, direkt neben der Arbeitsstätte. Das erspart den Kindergarten und ist gut für die work life balance. Die Nachbarschaft ist eng, man teilt sich die Veranda auf der gekocht und die Wäsche getrocknet wird, sowie die Toilette und die "Dusche". Die besteht aus einem Raum mit einem Wasseranschluss und einem Abfluss. Geduscht wird mit Becher. Das ist jedoch immer noch besser als die meisten Häuser im Dorf, die nicht mal über eine Toilette verfügen, auch wenn es sich dabei um ein Loch im Boden mit Wasserspülung handelt.

Das Wetter hier in Fotadrevo ist für diese Jahreszeit ungewöhnlich. Es ist relativ kalt und es hat heute schon zum zweiten mal seit meiner Ankunft geregnet. Eigentlich untypisch für den Winter hier. Allerdings ist regen ein gutes Zeichen in dieser sehr trockenen Region. Und wenn ein Besucher Regen mitbringt, ist er bei Madagassen im Süden willkommen.

Mittwoch, 5. August 2015

Allone in the wild...

Heute morgen sind Ingo und sein Team zurück nach Tulear gefahren. Wieder neuneinhalb Stunden Huckelpiste. Sie haben hier 38 Operationen durchgeführt und wirklich großartige Arbeit geleistet.
Im Krankenhaus ist es nun ruhiger geworden und das Tagesgeschäft zeichnet sich ab. Elson kümmert sich um alle Patienten, von denen jetzt wieder mehr kommen, nachdem sich herumgesprochen hat, dass er zurück ist. Mittlerweile habe ich mit den Angestellten der Instandhaltung alle Betten, bis auf zwei die die Reise nicht überstanden haben und nachgeschweißt werden müssen, aufgebaut und in der Klinik verteilt.



Auch nahezu alle Vorhänge sind aufgehängt. Jetzt ist endlich Platz um die Werkstatt einzurichten. Und dann können wir beginnen, die Geräte hier auf Vordermann zu bringen. Unser neuer Techniker Rolland fährt morgen in Tana los und müsste am Samstag hier eintreffen. Im Gepäck hat er dann Werkzeug und Ausrüstung für die Werkstatt. Dann kann's richtig los gehen.

Samstag, 1. August 2015

Willkommen in Fotadrevo

So, nachdem hier die letzten Tage etwas Trubel waren gibt es heute einen längeren Post.
Nachdem ich am Dienstag nach Tulear geflogen war, habe ich mich abends mit Dr. Ingo und seinem Team zum Essen getroffen. Das Team mit drei Chirurgen, zwei Anästhesisten und Schwestern und Pflegern ist hier im Rahmen eines Hilfseinsatzes für smile4Madagascar (www.smile4.at). Am Mittwoch durfte ich das Team dann im Krankenhaus besuchen und bei einigen Operationen zusehen (und beim beatmen helfen). Sie behandeln vor allem Krankheiten wie Hasenscharten und Gaumenspalten, entfernen aber auch mal einen riesigen Tumor am Kinn und ersetzen das Gewebe dann mit dem Brustmuskel. Das war echt interessant. Am Mittwoch kam auch noch in Journalist vom ORF, der das Team begleitet und eine Reportage dreht.
Nach einem ordentlichen, und für den ORF gut in Szene gesetzten Frühstück am Donnerstag morgen wurden dann die beiden Geländewagen für unsere Reise nach Fotadrevo bestiegen. Circa 50 km außerhalb Tulears endet dann die Straße und diese robusten Fahrzeuge wurden beansprucht. Unvorstellbar, dass Waren auf solchen Pisten von alten Mercedes LKW aus den 50ern transportiert werden.
Eine absolut abenteuerliche Strecke. Wir wurden dann auch direkt Zeuge und Nothelfer zweier in einem ausgetrockneten
Flussbett stecken gebliebener Fahrzeuge. Unser Fahrer entschied sich dazu, den im Sand festgefahrenen Geländewagen herauszuziehen. Mit der Hilfe einiger Madagassen und seinem Gefühl für die Kupplung konnte das Auto wieder in gelang gesetzt werden. Dem daneben festsitzenden LKW konnten wir leider nicht helfen.





Mit den Jubelgesängen der Gruppe junger Madagassen in den Ohren setzten wir unseren weg fort. Die Landschaft zog am Fenster vorbei und man bekam ein Gefühl dafür, wie groß dieses Land ist und wie verloren man wäre, wenn man nicht einen erfahrenen Fahrer hat. Der lenkte das Auto ohne GPS und nach Stunden auf der Ruckelpiste hatten wir Passagiere nur noch das Gefühl im Kreis zu fahren. Endlose Weiten der Savanne, äußerst selten mal eine Siedlung.






Gegen 20 Uhr abends kamen wir in Fotadrevo an. Das Dorf lag in Dunkelheit in der Steppe, das Krankenhaus wie eine Insel, erleuchtet daneben. Da wir von der Fahrt alle geschafft waren haben wir nach dem Abendessen relativ schnell unsere Quartiere bezogen. Auf eiligst herbeigetragenen, sehr sehr wackeligen Betten. Zum zu decken gabs Gardinen aus der Lieferung von Claudia aus Tana, die einige Tage zuvor angekommen war.
Direkt am nächsten morgen haben sich Dr. Ingo und sein Team in den OP begeben um mit ihrer Arbeit zu beginnen. Ich hab mir erst mal einen Überblick über die Lage verschafft. Nachdem ich eine Prioritätenliste aufgestellt hatte habe ich angefangen das Material aus Tana zu inventarisieren.



Mit den Arbeitern vor Ort haben wir sofort angefangen die neuen Betten für die vielen Patienten aufzubauen. Das ging nicht lange gut, da sehr schnell das erste Gerät repariert, bzw. in Betrieb gesetzt werden musste. Bilanz des Tages:

1 x Dampfsteri angeschlossen und eingerichtet
1 x Hydraulikpumpe des höhenverstellbaren OP-Tisches wieder gängig gemacht
1 x Lampe an ihrer wandhalterung befestigt und angeschlossen
6 x Betten aufgebaut

Mir kommt es so vor als wäre ich schon seit einer Woche hier. Heute haben wir dann einen großen Teil des Materials aufgebaut, inventarisiert und im Krankenhaus verteilt. Jetzt Sitze ich auf der Veranda und warte auf Dr. Ingo und sein Team, die immer noch (hauptsächlich kleine) Patienten operieren. Im Dorf haben wir schon die Quellen für das hiesige Three Horses Beer ausfindig gemacht. Das werden wir uns gleich zum Abendessen schmecken lassen.

Freitag, 31. Juli 2015

Finally Fotadrevo

Gestern sind wir, das Team um Dr. Ingo aus Vorarlberg in Österreich und ich, gut in Fotadrevo angekommen. 10 Stunden hat die Reise mit dem Jeep durch die Savanne gedauert. Mittlerweile haben wir uns hier schon gut eingerichtet. Die Ärzte und Pfleger haben heute schon 6 Patienten operiert und ich hab angefangen das Material aus Tana zu inventarisieren und Dr. Elsons hydraulisch in der Höhe verstellbaren OP-Tisch wieder gangbar gemacht.
Der ausführliche Bericht und die Bilder folgen.

Dienstag, 28. Juli 2015

Diesmal die Westküste...

Heute morgen bin ich gut mit AirMad (oder auch AirMaybe, wie es meine Südafrikanischen Mitreisenden genannt haben) in Tulear angekommen. Nachdem ich gestern zur Mittagszeit darüber informiert wurde, dass mein Flug statt um 15:45 Uhr schon um 8 Uhr früh geht. Alles kein Problem, ich bin ja flexibel.
Jetzt bin ich auf der letzten Stufe auf dem weg nach Fotadrevo, wohin mich meine Reise mich ursprünglich führen sollte. Das letzte Stück wird am Donnerstag mit dem Geländewagen zurückgelegt. 300 km in nicht weniger als 6 Stunden.



Ich werde mit einem Team aus österreichischen Chirurgen, Schwestern und einem Journalisten vom ORF fahren. Mit dem Team um Dr. Ingo aus Vorarlberg habe ich mich vorhin zum Abendessen und einem Feierabendbierchen getroffen. Eine sehr nette und aufgeschlossene Truppe, mit der ich mich sicher gut verstehen werde. Morgen kommt Dr. Elson hier in Tulear an und wird auch mit uns nach Fotadrevo fahren.
Auch unser Techniker, den wir am Freitag in Tana gecastet haben, hat zugesagt und wir bald nach Fotadrevo kommen. Es kann also losgehen!