Samstag, 11. Juli 2015

Wie in einem anderen Land

Die letzten beiden Tage war es hier ein bisschen ruhig. Kurz nachdem ich am Donnerstag meinen letzten Post abgesetzt hatte, teilte mir mein Netzbetreiber mit, dass mein entstandenes Gigabyte an Datenvolumen bereits aufgebraucht ist. Daher hatte ich nach verlassen des Gasthauses von Dr. Heurics Schwester kein Internet mehr. Dort wurde ich von den Mitarbeitern von "Mobile Hilfe Madagaskar" in einem alten Isuzu Geländewagen abgeholt. Das erste mal ein auf die Straßenverhältnisse angepasstes Fahrzeug ;)
"Mobile Hilfe Madagaskar" ist ein volles Projekt. Sie versorgen arme Leute mit einem mobilen Behandlungssaal und einer mobilen Zahnarztpraxis. Extrem qualifizierte und motivierte madagassische Mitarbeiter. Mit deren Mechaniker kümmerte ich mich um einen oszillierenden Zahnspatel, der nicht mehr oszillierte. Roger, der Mechaniker konnte sich genauso gut in das Thema reinfuchsen wie ich. Trotz der schwierigen Verständigung haben wir uns sehr gut ergänzt. Leider konnten wir weder den Spatel noch den ebenfalls kaputten Brutkasten reparieren. Da in Tana alles etwas hektisch wird, wenn es zu dämmern beginnt, wurde ich von Roger zu meinem Hotel gefahren. Dort erfuhr ich an der Hotline von AirMad, dass mein Flieger um 8 Uhr am nächsten Tag fliegen soll. Das bedeutete also kurz nach 5 aufstehen. Neben dem Abendessen (der Rest Pizza vom Mittagessen) hatte ich also noch etwas Zeit die Bewerbungen für die Stelle des Krankenhaustechnikers in Fotadrevo anzuschauen. Hier soll ich mit technischen Hintergrundwissen beim Auswahlprozess behilflich sein.
Long story short, der Flieger ging tatsächlich und mittlerweile bin ich in Monambaro, unweit von Fort Dauphin an der Südspitze Madagaskars.



Wenn ich Antananarivo International für einen Provinzflughafen gehalten hatte, dann wurde das von Fort Dauphin nochmal getoppt. Dafür direkt an der Küste mit dahinter steil aufragenden Bergen. Paradiesisch mit Palmen und weissem Sandstrand. Das erwartete subtropische Klima hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, seit heute Nacht regnet es. Bei meiner Einweisung in das Krankenhaus und das umliegende Gelände heute erinnerte ich mich zunehmend an die Szene in der Forrest Gump die unterschiedlichen Regenarten in Vietnam aufzählt.



Das Krankenhaus in Monambaro, total im Busch gelegen (wie Dr. Heuric immer sagt), ist ein altes amerikanisches Missionskrankenhaus aus den Fünfzigern. Es wurde unter unterschiedlicher Leitung bis heute erhalten, auch wenn es mittlerweile aufgrund der desolaten Strassen nur schwer aus Fort Dauphin zu erreichen ist. Dr. Heuric ist ein madagassischer Chirurg, der bereits in der ganzen Welt, vor allem als Missionar, tätig war. Mit seiner Frau, ebenfalls Internistin und Tropenärztin, führt er das Krankenhaus seit Februar und baut es weiter auf. Das ganze auf einer soliden Grundlage: durch starke Entwicklungehilfetätigkeit vor allem aus Deutschland konnten eine Wasserversorgung mit Filtern und Entkeimung und eine Solaranlage zur Versorgung des Krankenhauses und der umliegenden Gebäude (auch das Guesthouse in dem ich mich gerade befinde) realisiert werden. Die beiden sind sehr nett und Gastfreundlich. Die letzten Tage wurde ich immer zu Frühstück, Mittag- und Abendessen in deren Haus nebenan eingeladen. Ich habe sogar mein eigenes Büro, in dem ich Geräte reparieren kann. Mein erstes eigenes Büro ;)
Bei einem Abstecher heute nach Fort Dauphin (FD) konnte ich auch meine SIM-Karte aufladen um euch auf dem Laufenden zu halten. Schon interessant, hier wohnen Menschen in windschiefen Hütten aus Stöcken gedeckt mit Bananenblättern, aber in jeder Siedlung kann man Rubbelkarten kaufen um das Handyguthaben aufzuladen. Verrückte Welt.
Wir haben auch Marie und Norbert einen Besuch abgestattet. Die beiden "Germans", auch in Klaus' Reiseführer erwähnt, wohnen in FD uns unterstützen einige lokale Projekte. Dank von Norberts Lötkolben kann ich hier noch einige Sachen mehr reparieren.
Morgen habe ich frei und werde nach dem Gottesdienst, von dem ich nichts verstehe, da auf malagassy, eine Wanderung durch die Umgebung machen. Viele Grüße aus Manambaro.

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