Freitag, 14. August 2015

Wieder ein Tag voller Erfolge...

Dass ich hier zu wenig zu tun haben könnte, braucht nun wirklich niemand befürchten. Heute gab es nach der Morgenbesprechung und der kleinen Englischstunde erst mal den Flaggenapell. Dank der, zur Sicherung des Compounds eingesetzten, anwesenden Armee und den allgemeinen Patriotismus der Madagassen wurde daraus ein Staatsakt. Nachdem die Herren in Tarnkleidung mit der, sagen wir mal "westlichen" Methode betraut waren, die Flagge am Seil zu befestigen (Schlüsselringe; ihr wisst, schon die Dinger an eurem Schlüsselbund) wurde erst mal die der Anzug gerichtet. Auf die korrekten Schuhe wird dabei eher weniger Wert gelegt, da tun es dann auch Sandalen.



Dann wurde der Staatsakt vollzogen. Dabei standen selbst die Zivilisten im "Achtung" und sagen nach vollzogener Hissung der Flagge auch gleich die Nationalhymne Madagaskars. Hätten wir damals so einen Flaggenappell abgeliefert, hätte es aber eine ordentliche Sprengung gegeben. Aber drücken wir mal ein Auge zu und schreiben es den niedrigen Umwelteinflüssen wie der ungewohnten Flaggenbefestigung zu.



Danach habe ich mich erst mal ausführlich um die Beantwortung eines Fragebogens für den Verein "Technik ohne Grenzen" gekümmert. In Zusammenarbeit mit diesem Verein ist hier die Wasserver- und -entsorgung entstanden. Ein ausgeklügeltes System. Das Wasser kommt aus einem Brunnen im nördlichen Teil des Compounds. Hier wird es mit einer mittels Solarpanel betriebenen Pumpe in den Wasserturm gepumpt. So wird erreicht, dass das Krankenhaus durchgängig mit "Frischwasser" aus der Leitung versorgt wird. Das Wasser aus dem Brunnen muss jedoch gefiltert und oder entkeimt werden um es gefahrlos trinken zu können. Dafür stehen auf dem Klinikgelände drei PAUL-Wasserfilter zur Verfügung.
Das sogenannte Schwarzwasser wird in Anaeroben Tauchwandreaktoren (ABR) gesammelt und dort geklärt. Also quasi ein geschlossenes System.

Heute Nachmittag konnten wir dann einige Geräte aus dem Container befreien und auch in Betrieb setzen. Oft mussten wir nichts tun, oder nichts weiter als eine Sicherung "austauschen". Das gestaltet sich hier schwieriger als man denkt. Wahrscheinlich sind wir dafür auf eine Sendung aus Deutschland angewiesen. Und eines durfte ich heute wieder feststellen: man kann zwar viele Witze darüber machen, aber wenn die Bundeswehr was anpackt, dann vernünftig. Das gespendete Equipment ist in Tadellosen Zustand. Verpackt in nahezu unverwüstlichen Blechkisten, fest verzurrt damit auch ja nichts zu Bruch geht. Und für den technisch unversierten Chirurgen im Feldlazarett ist alles bis ins kleinste Detail in Zeichnungen erklärt. Und das beste: alle Ersatzteile, vom Spezialdichtring bis zur Schlauchschelle, sind in zigfacher Ausführung vorhanden und haben einen fest definierten Platz in der Kiste. Da könnten sich Hersteller ziviler Medizinprodukte ruhig mal eine Scheibe abschneiden!



Stutzig macht nur das Ablaufdatum der Sterilprodukte: 1991. Da hat sich wohl jemand auf einen länger anhaltenden Konflikt vorbereitet und das Gerät irgendwann schlichtweg nicht mehr gebraucht ;)

Als wir schon dabei waren haben wir auch gleich angefangen eine Kartei der Geräte aufzusetzen. Rolland brachte den äußerst nachhaltigen Vorschlag, diese auf englisch zu führen. Hier können wir dann eine Übersicht führen, wann das Gerät zuletzt geprüft wurde und welche Teile, falls notwendig, ausgetauscht wurden oder werden müssen.

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